MonatJuli 2006

Das Wetter, der Mars und die journalistische Sorgfaltspflicht

Jaja, die Bildzeitung. Kritik an ihr gibt es ja zuhauf. Was da allerdings in der letzten Woche auf der Titelseite stand, war echt unglaublich. „Macht es der Mars so heiß?“ war die unglaubliche Schlagzeile. Mein erste Gedanke, neben der typisch männlichen Suche nach den halbnackten Frauen auf der ersten Seite, war natürlich: unglaublich. Dann setzte wieder das kritische Denken ein. Und wahrhaftig – es werden drei Wissenschaftler zitiert, die die These unterstützen, obwohl sie bislang nicht bewiesen ist. Mein bisheriges Weltbild, mein rudimentäres Verständnis der Meteorologie ist erschüttert. Zwar ging dieses Verständis über „Mond=Ebbe+Flut“ und „Sonne=Licht+Wärme“ nicht hinaus, aber ich bin trotzdem verunsichert.

Die Erleichterung kommt erst Tage später, als ich durch Zufall wiedermal das bekannteste deutsche Blog, das BILDblog, ansurfe. „‚Bild‘ benutzt echte Forscher für falsche Story“ ist die Überschrift. Das BILDblog hat einfach mal bei den drei zitierten Wissenschaftlern angefragt, ob sie von der Bild richtig zitiert worden sind. Jetzt ratet mal, was die drei gesagt haben. Einer hatte zwar mit der Bild über das Marswetter gesprochen, war aber nach den Auswirkungen auf das Erdwetter nicht gefragt worden. Vielleicht hatte die Bild diesen als Letzten angerufen, denn die beiden anderen wurden von der Bildzeitung gefragt nach den Auswirkungen des Mars auf das Erdwetter. Sie verneinten jeweils die Frage der Bild.

Wenn ich der Bild nun vorwerfe, ihre journalistische Sorgfaltspflicht nicht erfüllt zu haben, ist dies wohl etwas untertrieben. Die Bild hat bewußt gelogen! Aber keine Angst, die Bild wird seriös: „Das Psycho-Schlecko-Gramm: Was Ihr Lieblingseis über Sie verrät (leider mittlerweile offline)„. Zitrone – aber ich trau mich nicht nachzuschauen…

Sechs Monate Lycos iQ …

COSMiQ (vormals LYCOS iQ) wurde zum 03. April 2018 eingestellt. Die Informationen auf dieser Seite werden nicht mehr aktualisiert, die Links funktionieren größtenteils nicht mehr und diese Seite wird nur aus melancholischen Gründen nicht gelöscht!

Knapp sechs Monaten nachdem Lycos iQ online ging, bin ich dort in den Rang des Einsteins aufgestiegen. Lycos iQ wird als menschliche Suchmaschine (früher erreichbar unter: http://www.lycos-europe.com/Index-Deu/G-German-Files/PM-20060112-LYCOSiQ.html) promotet und ist eine der unzähligen neuen Web 2.0-Awendungen.

Fragen & Antworten

Fragen & Antworten wird bislang als Hauptelement von Lycos iQ gesehen. Jeder mit einer E-Mailadresse kann bei Lycos iQ eine Frage stellen. Die registrierten User, von Beginn an mit dem Titel Experten gekrönt, können nun diese Fragen beantworten.
Der Fragesteller gibt beim Erstellen der Frage an, wielange die Frage offen sein soll. Zwischen einem und sieben Tage sind möglich. Nachdem die Frage dann geschlossen ist, kann der Fragesteller die Antworten bewerten. Es gibt drei Bewertungsstufen: „nicht hilfreich“, „hilfreich“ und „top“. Für „hilfreiche“ oder „top“-Antworten bekommt der Antwortende Statuspunkte (siehe unten).

Social bookmarking

Jeder registriete User hat einen eigenen Linkkatalog, indem er Links speichern kann. Auch nicht registrieter Gäste können Links speichern. Da der Linkkatalog dann allerdings Cookie-basiert ist, ist es eine dauerhafte Speicherung nicht gegeben.
Zu den Themen, in denen man aktiv ist (siehe unten), werden einem dann Links anderer User vorgeschlagen.

Community

Ja, man kennt sich. Die Communityaspekte werden unterstützt durch die -auch ansonsten notwendige und sinnvolle- Möglichkeit die Fragen und Antworten zu kommentieren, eine Freundesliste zu erstellen und mit anderen Usern kleine Nachrichten austauschen zu können. Man kann andere User „beobachten“ und wird so über ihre neuen Fragen und Links informiert. Beobachtet man sich gegenseitig, kommt der andere automatisch auf die Freundesliste. Mit allen Usern kann man über die Option „Bonuspunkte schenken“ kleine Textnachrichten austauschen.

Themen & Tags 

Jetzt wird’s kompliziert. Tagging ist soooo neu, dass sich bei vielen Internetuser, die sich selbst als technikaffin bezeichnen, die Stirn in Falten legt. Was also sind diese komischen Tags? Eigentlich nichts neues, denn unter dem Begriff Schlagwort werden Bibliotheken schon länger organisiert.
Im Internet ist Tagging relativ neu und es gibt leider wenig deutschsprachige Einführungen oder best-practices. Zum Einstieg empfiehlt sich neben dem Wikipedia-Artikel auch der Themenmonat Tagging von Oliver Wagner. Für Lycos iQ gibt es momentan nur einen kurze Eintrag in der FAQ und einen etwas längeren Beitrag im iQ Blog.

Punkte, Ränge und Einsteins 

Damit das Ganze Spaß macht, hat Lycos auch noch ein Punktesystem eingeführt. Es gibt zwei Arten von Punkten: Bonuspunkte und Statuspunkte.
Bonuspunkte kann man bei Fragen einsetzen und die hilfreichen bzw. Topantwortenden bekommen sie. Die Anzahl der eingesetzten Bonuspunkte beeinflusst auch die Statuspunkte, die die Antwortenden für ihre guten Antworten bekommen. Ansonsten kann man anderen Usern „Bonuspunkte schenken“ und ihnen dabei eine kleine Nachricht zukommen lassen.
Statuspunkte sind für wesentlich wichtiger, denn: „Die Statuspunkte bestimmen deinen Rang […]. Je höher dein Rang ist, desto angesehener wirst du […] sein.“ (aus der Lycos iQ FAQ). Aber eigentlich spiegeln die Statuspunkte nur den Grad der Aktivität bei Lycos iQ wieder.
Die Anzahl der Statuspunkte bestimmt den Rang bei Lycos iQ, wobei der Rang „Einstein“ der Höchste ist.

Der Moers, der Hitler, der Spiegel und die taz

Artikel über Hitler sind ja nun zuhauf zu finden. Einen Artikel des Spiegel kommentiert das frische Hitler-Blog der taz allerdings sehr schön:

Für Moers, und nicht nur für ihn, ist Hitler längst eine laientheatralische Handpuppe wie das böse Krokodil. Und diesem Handpuppenhitler kann man allerlei Albernheiten in den Mund legen, somit entzaubern und so zumindest die schaurig-schöne Kulturfigur Hitler wenn schon nicht entnazifizieren, so doch entmystifizieren.

Soper! … In der Tat, das äst verlockend …