Vorteile des Taggings
Auf den neueren Internetseiten, die unterschiedlichste Inhalte anbieten oder deren Verwaltung möglich machen, ist Tagging seit einiger Zeit angesagt. Tagging bedeutet eigentlich nichts anderes, als dem jeweiligen Inhalt —sei es nun eine E-Mail, eine Frage oder ein Blogposting— ein oder mehrere Schlagwörter zuzuordnen.
Tags werden zunehmend als innovativ bezeichnet, doch welche Vorteile das Tagging eigentlich alles biete, ist vielfach nicht bekannt. Deshalb einige Überlegungen dazu aus Sicht eines Users. Und beispielhaft anhand des Fragen und Antwortenportals Lycos iQ.
Die Inhalte sind mit Tags frei und vielfältig beschreibbar
Tags werden vornehmlich benutzt, um die Inhalte zu beschreiben. Dies ist der große und entscheidende Punkt, wo Tags und Kategorien zusammen treffen. Hier werden Tags mittlerweile benutzt, weil sie einfacher und vielfältiger sind.
Kategorien sind meistens hierarchisch. Für die Kategorie Computer
gibt es die zwei Unterkategorien Software
und Hardware
. Diese splitten sich wieder auf in mehrere Unterkategorien, wie Bildschirm
, Grafikkarte
, Festplatte
usw. im Hardwarebereich. Für Software gäbe es dann entsprechende Unterkategorien wie Textverarbeitung
, Video- und Bildbearbeitung
, Spiele
usw. usf.
Hier taucht schon das erste Problem einer solchen (und noch relativ flachen) Hierarchie auf: Wo sind denn die Treiber einzuordnen. Treiber sind Software, die die Hardware ansprechen und verwalten sollen. Ordnet man sie der Software zu? Oder doch der Hardware, weil Hardwareprobleme oft ursächlich Treiberprobleme sind?
Will man eine Frage zu einem nicht funktionierenden Drucker einordnen, dann steht man schnell vor einem Problem: Um das Problem in die richtige Kategorie einzuordnen, muss man das Problem schon eingegrenzt haben. Behaken sich die Druckertreiber mit den Scannertreibern? Ist der Drucker vielleicht defekt oder kann vielleicht das neue MS Office gar nicht auf die Druckerverwaltung des Betriebssystems zugreifen …
Wenn das Problem gelöst ist, will die Frage vielleicht in die passende Kategorie verschoben werden. Oder ein Verschieben ist nicht möglich, weil es das Zusammenspiel von Drucker mit aktueller Textverarbeitung ist. Also einordnen unter Hardware > Drucker
oder doch unter Software > Textverarbeitung
?
Tags lösen dies Problem. Eine entsprechende Frage Warum druckt mein Epson Stylus C54 kein Dokument aus MS Word 2007?
wird mit den Tags Computer, Drucker, Epson, Stylus C54, MS Word 2007
versehen und ist einfach unter allen Schlagworten auffindbar.
Ein Lycos iQ-Mitglied, dass sich Fragen für den Tag Drucker
vorschlagen lässt, erhält die Frage ebenso wie ein Mitglied, das sich mit MS Word 2007
auskennt. Ein Kategoriensystem würde dieses Problem nur den an Hardware
oder Software > Textverarbeitung
interessierten Mitgliedern vorschlagen bzw. anzeigen. Oder natürlich einfach allen Mitgliedern, Unübersichtlichkeit inklusive.
Tags sind also präziser und individueller.
Tags können mehr als Inhalte beschreiben
Tags sind nicht dynamischer und individueller, um Inhalte zu beschreiben. Mit Tags ist es auch leicht möglich, weitere Informationen hinzuzufügen.
Der Zweck lässt sich mit Tags definieren
Eine Linksammlung für eine Präsentation? Quellen und Statistiken für einen Bericht zusammenfassen? Nicht nur der Inhalt lässt sich durch Tags beschreiben, sondern auch ganz einfach der Zweck. Einfach zusätzlich den Tag for wichtiger Bericht
hinzufügen und ganz normal den Inhalt mit Tags beschreiben.
Eine Sortierung nach diesem einzelnen Tag bringt alle Links und weiteren Ressourcen zusammen. Später hat man die Links (o.ä.) weiterhin und weiß sogar noch, wofür man sie einstmals sammelte. Vielleicht eine Art Literaturverzeichnis 2.0.
Die Quelle lässt sich mit Tags definieren
Hat man einmal mehrere tausend Links gesammelt, fällt selbst mit dem besten Tagging und der besten Suchfunktion das Wiederfinden schwer. Ich erinnere mich oft auch an die Quelle der Seite oder einen Bericht über den Link. Warum das also nicht auch verknüpfen mit dem gespeicherten und getaggten Link. Einfach ein via iQ
einfügen für eine Seite, auf die man durch eine Frage bei Lycos iQ aufmerksam geworden ist. Das Wiederfinden fällt einem deutlich leichter, verknüpft man daraufhin weitere (inhaltliche) Tags in der Suche.
Und der Tag at iQ
könnte eine Frage charakterisieren, die man bei Lycos iQ selber besonders interessant fand. Eine Sortierung nach diesem Tag lieferte dann alle Inhalte auf Lycos iQ, die man bemerkenswert findet. Wichtig ist hier nur eine Unterscheidung zu finden: So speichere ich Links über Lycos iQ unter dem (inhaltlichen) Tag Lycos iQ
, während Fragen bei Lycos iQ den Tag at iQ
erhalten.
Weitere Meta-Informationen in den Tags
Warum die Tags nur den Inhalt beschreiben lassen, wenn es noch weitere Möglichkeiten gibt? Tags sind vielfältig und meistens frei wählbar, warum also nicht einer Seite auch den Tag meta haesslich
hinzufügen, wenn man sich neben dem Content hauptsächlich an das grausige Design erinnert?! Und schon kann man demnächst eine Serie im seinem Blog starten unter dem Titel Guter Inhalt, aber schlechtes Design
…
Für die mehr oder weniger mehrsprachigen User lässt sich auch die Sprache als Kriterium festhalten. Warum nicht englische Seiten zusätzlich mit einem lang en
kennzeichnen? Dann ist man auch vorbereitet und kann beim Laden der Seite schon das Wörterbuch parat legen.
Tagging macht es möglich: Auch Meta-Informationen wie hässliches Design, hübsche Bilder zum eigentlichen Inhalt und der Ursprung der Inhalte sind hilfreich und machen Inhalte besser auffindbar für einen persönlich.
Kategorien sind out — Tags sind flexibler und persönlicher
Unglaubliche viele Freiheiten werden durch Tags geboten. Vorsicht ist nur bei der Wahl des eigenen System angesagt. Eine einmal begonnene, individuelle Tagging-Strategie sollte anpassbar und überdacht sein. Ein Wechsel ist oftmals schwierig und ein einheitliches Tagging ist die selbst gesetzte Grenze des freien Verschlagwortens.
Meine persönliche Empfehlung zum Schluss:
- Tagge immer mit dem Plural!
- Tagge keine Sonderzeichen, ersetze sie immer mit einem Leerzeichen! (das
Web 2.0
wird zuWeb 2 0
und so bist du in drei Jahren auch auf das WebPunktZwanzig vorbereitet) - Die inhaltlichen Tags sind immer auf deutsch!
- Die persönlichen Meta-Tags sind auf englisch, so fällt die Unterscheidung leichter!
- Drei unterschiedliche inhaltliche Tags müssen sein!
- Über sechs inhaltliche Tags bedeuten, dass du nicht das Wesentliche der Seite findest!
Und wieder bietest Du eine informative, angenehm zu lesende, gut verständliche Zusammenfassung zu einem eigentlich recht komplexen Thema.
Danke!
(Auch wenn ich zunächst bei meinen Blogs weiterhin mit Kategorien arbeiten werde, leuchten mir die Vorteile des Tagging inzwischen ein. Man muss dazu jedoch erstmal umstellen…)
Danke Andrea!
Wobei ich bei einem Blog auch ein rein inhaltliches Taggen für einigermaßen ausreichend halte. Und die automatische Verknüpfung mit thematisch ähnlichen Beiträgen wie hier die „Ähnlichen Beiträge …“, die auch auf Tags basieren.
Nabend Marc,
ein sehr guter Beitrag (werde evtl. meinen Blog auch umstellen) nur gibt es ein Problem, welches ich bei lycos immer als störend empfand:
Falsch geschriebene Tags. Einem Blogger, der gutes Deutsch sein Eigen nennt, wird das nicht zum Problem, aber wehe nicht 😉
Dann wird z.B. aus Politik -> Politiec
….aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Dir einen schönen 1. Advent.
LG Matthias
Ja, die Freiheit beim Tagging bedeutet auch die Freiheit, die Tags falsch zu schreiben. Eine Rechtschreibkorrektur könnte da helfen. M.E. sollte das allerdings Aufgabe des Browsers sein, nicht des tag-basierten Services.
Hallo, Ich bin der Meinung, das es nicht so wichtig ist, ob der Bloger richtig Schreiben kann oder nicht! Wichtig ist doch was derjenige von sich gibt oder? Also mal nicht so kleinlich sein!! Lg
Edit: Homepagelink entfernt. Kein Linkbuilding für irgendwelche spammy Seiten bitte!
Wobei allerdings erstens richtig geschriebene Texte besser zu lesen sind. Und zweitens richtig geschriebene Tags ein Muss sind, wenn man einheitliche Tags haben möchte. Sonst hat man bald für einen Tag ein Dutzend Schreibweisen …