Werbung, der Sinn von Werbeblockern und des Webanhalters persönliche Dreistigkeiten
Über Werbung im Internet wird in letzter Zeit immer häufiger diskutiert. Insbesondere die großen Verleger von Tages- und Wochenzeitungen sehen ihr Geschäftsmodell gefährdet und machen mit Ideen wie einem Leistungsschutzrecht Furore. Vornehmlich Google ist dabei das personifizierte Böse, weil es der Werbegigant mit seiner Suchmaschine zu unglaublichen Umsätzen und Gewinnen bringt.
Seit ca. zwei Wochen schalte ich für Besucher von Suchmaschinen auch hier auf der Seite Werbung. RSS-Leser und Besucher, die diese Seite über einen Link einer anderen Webseite aufrufen, bekommen keine Ads angezeigt. Witzigerweise offenbart der recht beliebte Beitrag zu Firefox Personas, dass gerade die an Firefox-Themen interessierten Besucher vielfach mit einem Werbeblocker surfen. Ähnliches gilt für die Linux-Besucher und die WordPress-Cracks.
Technisch versierte Nutzer blocken Werbung
Und das ist ja auch nicht unbedingt schlecht. Jedenfalls wenn man sich einige weniger seriöse Seiten anschaut, auf denen sich Werbefenster über den eigentlichen Inhalt schieben (bekannt als Layerads
). Und an die blinkenden Flashwerbebanner denkt.
Doch heute sind blinkende Banner relativ gering animiert, geräuschlos und kleinere Grafiken sind eher zu finden. Die heutigen Banner werden unaufdringlicher gestaltetet oder mutieren gleich zu Textanzeigen. Das Argument der nervigen Banner trifft auf immer weniger Seiten zu. Flashanimationen, die die Ladezeiten in die Höhe treiben und den Lüfter der Laptops anspringen lassen, werden weniger verwendet und im Zuge der mobilen Endgeräte wird es sicherlich auch zu einem mittelfristigen Umdenken führen.
Werbung wird immer weniger nerven
Momentan sehe ich nur in vor Videos vorgeschaltete Werbeclips und in Seiten aus der Grauzone des Internets noch alte, verärgernde Werbeformen. Langfristig werden sich auch diese Formen überlebt haben oder Nutzer passende Umgehungsformen entwickelt haben.
Der Sinn von Werbeblockern
In zahlreichen Formen und unterschiedlicher Wirksamkeit erfreut sich Software zum Ausblenden von Werbung aber einer großen Beliebtheit. In einzelnen Antiviren-Lösungen, lokalen Proxys und Erweiterungen oder gar direkten Implementierungen für die Browser findet heutzutage jeder leichte Möglichkeiten, um werbefrei zu surfen. Aber ist das mittel- und langfristig noch notwendig?
Exkurs: Woher kommt die eingeblendete Werbung?
Dass ein Werbetreibender direkt den Anbieter einer Webseite anspricht, ist eher selten. Bei großen Webseiten ist es vielleicht noch möglich, aber in der Breite ist es schlicht ein unglaublicher Zeitaufwand. Es haben sich einige Plattformen formiert, die hier die Lösung bieten. Google, Tradedoubler, Doubleclick, Overture, Zanox u.v.m. schaffen hier die Lösung: Der Werbetreibende meldet sich an, der Webmaster meldet sich an und die Plattform führt die beiden zusammen.
Ohne jetzt die unterschiedlichen Konzepte von Affiliate Marketing, Display Advertising u.ä. zu erläutern, sei das Wichtigste gesagt: Die Werbung wird von einer zentralen Stelle eingebunden.
Wie das im Einzelnen genau aussieht, sei hier irrelevant. Festzuhalten bleibt aber: Auf die Daten* hat nicht nur der eigentliche Webseitenbetreiber Zugriff.
[Daten*: Damit ist nicht unbedingt die postalische Anschrift gemeint. Aufgerufene Seiten (Interessiert sich für …
) sind eine wichtigere Information.]
Die Kombination macht’s!
Möchte man nicht einfach nur eine allgemeine Werbung anzeigen, braucht es weitere Informationen. So bietet Amazon bspw. kontext-relevante Werbung für seine Affiliates an: Bei einer Filmrezensionen werden DVD und Buchvorlage angeboten.
Besucht jemand einen Internetshop, schaut sich ein paar Produkte an und verlässt diesen Shop ohne einen weiteren Einkauf, dann möchte der Shopbetreiber ihm vielleicht ein anderes Angebot machen. Und die nächste Internetseite, die über Google Werbung einbindet, zeigt ihm ein anderes Produkt.
Vor- und Nachteile für die Besucher
- + Interessantere Werbung
- + Werbeformate müssen nicht mehr stark aufdringlich sein
- – Profile werden erstellt und man fühlt sich beobachtet
- – Die erstellten Profile können unrechtmäßig verwendet oder entwendet werden (Datenschutz in anderen Staaten, menschliche und technische Fehler, Hackerangriffe u.ä.)
Vor- und Nachteile für Werbetreibende
- + Kunden können besser angesprochen werden und kaufen eher
- – Profile (von Webseiten oder Kunden) sind kostenintensiver
- – Die Pflege der Profile kostet (Aktualisierung, Datenschutz)
Geschäftsmodell Werbung
Für eine große Zahl von Webseiten ist die Einblendung von Werbung die vorrangige Finanzierungsmöglichkeit. Für Premiuminhalte sind aber wenige Nutzer bereit zu zahlen. Viele Alternativen bleiben da nicht. Auch wenn Facebook es schafft, sich über kleine 1-Dollar-Geschenke zu finanzieren. Und auch kostenpflichtige Musik-Downloads ein erträgliches Geschäft sind, ist gerade für informationsorientierte Seiten (z.B. Zeitungen) scheinbar noch kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden.
Meine Freiheit: Ein Werbeblocker
Obwohl mir die Probleme der vielen Seiten um eine Refinanzierung bewusst sind, ignoriere ich sie. Ich benutze einen Werbeblocker zusammen mit einer guten Filterliste und erstelle eigene Regeln, um möglichst wenig Werbung zu sehen. Und alternative Werbemethoden, wie gesponsorte Blogeinträge und gekaufte Links, melde ich auch schon mal bei Google. Möge das Gefüge der werbefinanzierten Geschäftsmodelle doch zugrunde gehen, ich möchte selber keine Werbung sehen und ich hätte auch gerne Suchergebnisse mit den besten und nicht den bestbezahlenden Suchergebnissen.
Eine Lösung bitte!
Für die Finanzierung habe ich keine Lösung anzubieten. Und ich bin auch nicht bereit, für viele Inhalte zu zahlen. Ich zecke
mich quasi durch und hoffe, dass es noch genügend Leute ohne Werbeblocker gibt, die mir mein persönliches Informationsangebot ohne Bezahlschranke ermöglichen.
Das ist dreist! Und ich bin mir dessen wohl bewusst. Und ich gehe sogar noch weiter und experimentiere hier auf dieser Seite immer mal wieder mit den verschiedenen Werbeformen, die ich selber als Besucher niemals sehen möchte.