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Da war doch was in Emsdetten …

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Eigentlich spricht schon keiner mehr darüber. Google Trends zeigt deutlich, dass das Interesse nachlässt und keiner mehr darüber redet.
Aber zu den Ursachen habe ich noch nicht viel Sinnvolles lesen können. Außer den Killerspielen wurde nicht viel gesagt.

Eine Ausnahme stellt mal wieder ein Telepolis-Artikel da:

Gerade der Fall von Sebastian Bosse hat gezeigt, dass nicht die „Killerspiele“, sondern die familiäre und soziale Situation von Kindern und Jugendlichen Hauptursache für die emotionale Verarmung sind. Viele Familien sind mit der eigenen Situation überfordert, die Jugendlichen werden immer mehr alleine gelassen und finden kaum noch Ansprechpartner bei Schulproblemen, Lernstress und Zukunftsängsten. Erst als Konsequenz daraus flüchten sie sich in die virtuelle Welt der Medien. Ein Verbot gewalthaltiger Medien kann hier also nicht die Lösung sein.

schreibt Sven Slotosch: Das alte Lied, das alte Leid.

Außer “fuck” hört man nix …

Verlinkt man auf das letzte Video eines Amokläufer? Auf ein offensichtliches Abschiedsvideo, indem Sebastian B. seine Gründe und Absichten darlegt?

I made the GSS massacre.

In den vergangenen Tagen wurde versucht, die Spuren von ResistantX aus dem Netz zu tilgen. Andere Internetuser wollten dies nicht und veröffentlichten auf den unterschiedlichsten Server Kopien von dem Abschiedsbrief, dem Video und dem teilweise in Zeitungen veröffentlichten Tagebuch. Telepolis gibt einen kleinen Überblick: Netz-Kult um ResistantX

Warum wird oder wurde versucht, Bilder, Videos oder Texte im Internet unzugänglich zu machen für die Öffentlichkeit?
Sollte der Täter nicht zu einem „Idol“ werden können? Nach dem Motto: Wenn nichts oder wenig von ihm bekannt ist, dann kann er nicht zu einem „Vorbild“ für etwaige Nachahmer werden?!
Jeder, der schon einmal etwas vom Google Cache gehört hat, weiß, dass es fast unmöglich ist, etwas im Internet komplett verschwinden zu lassen. Und gerade die berüchtigten Killerspiele-Spieler dürften ja wohl jede Spur im Netz finden.

Ist es vielleicht einfach nur das Einzige, was die zuständigen Behörden nun machen konnten? Außer dem Besuch der Opfer im Krankenhaus und dem Ermitteln, warum dieser Junge Amok gelaufen sein könnte?

Bei den Ermittlungen der Polizeibehörden, den Recherchen der unzähligen Medien, den Erklärungsversuchen der Nachbarn, Mitschüler und wahrscheinlich auch der Familie dürfte sich alles um das Warum drehen. Eng verknüpft mit der Frage Wer könnte Schuld sein? und der vielleicht unangenehmen Frage Könnte ich vielleicht (Mit-)Schuld sein?
Je nach seinen psychologischen Kenntnissen, dem eigenen Vorwissen und vielleicht auch der persönlichen Beziehung zu dem Amokläufer wird man (sich) vielleicht Antworten geben können.

Aber sind es die richtigen Antworten? Findet man eine plausible Erklärung? Eine psychologische Theorie vielleicht? Da wird sogar in einigen Berichten ein zwei Jahre alter Beitrag im einem Beratungsforum erwähnt, indem der jetzige Amokläufer etwas überaus Bedeutendes geschrieben haben soll. Aber ob die Worte des sechszehnjährigen Sebastian B. schon die Pläne des achtzehnjährigen Amokläufers begründet haben?

Es bleibt das Problem, das selbst der Volksmund kennt: Man kann jemandem nicht in den Kopf schauen.
Zwar ist es im Nachhinein wahrscheinlich leichter einen Amoklauf nachzuvollziehen als einen geplanten Amoklauf vorauszusehen, aber vor dem Kopf desjenigen bleibt man mit den besten Erklärungsversuchen stehen. Man kann versuchen, einige Faktoren zu suchen. Aber schlussendlich hat Sebastian B. recht, wenn er sagt:

It’s my life. Not the fuckin‘ life of my parents, of fuckin‘ fat Angela Merkel or any fuckin‘ teacher in the fuckin‘ hole world. It’s my damm life.

Das Video gibt es bei Google Video (noch?) zu sehen.

Computerspiele und Amokläufer

Nachdem gestern ein junger Mann in seiner ehemalige Schule Amok lief, mehrere Menschen durch ihn verletzt wurden und er sich selber entleibte, entbrennen wiedermal Diskussionen.

Wie können solche Amokläufe verhindert werden?

Und wer ist Schuld?

Aber das könnte eine unangenehme Fragen werden. Also doch lieber fragen: Was könnte schuld sein?
Und da werden Computerspiele ganz schnell gefunden. Da hat man ja auch in einigen Spielen eine Waffe in der Hand.

Aber mal ehrlich, kann ein Computerspiel wirklich einen solchen Hass und Selbsthass verursachen, dass sich ein junger Mann Waffen besorgt, damit trainiert und dann loszieht, um andere zu töten? Ich wage zu widersprechen.

Ich persönlich finde Ego-Shooter und ähnliche Spiele eher langweilig. Vielleicht weil ich sie niemals gut konnte.
Die Wurzel aller Amokläufe, die Wurzeln der Aggression und des Waffenfanatismus kann ich bei diesen Spielen allerdings nicht verorten. Und andere übrigens auch nicht.

Unter dem Titel Mediennutzung, Schulerfolg, Jugendgewalt und die Krise der Jungen (PDF) führte Christian Pfeiffer eine Studie zu Medienkonsum und Schulleistung durch. Der Süddeutschen Zeitung erklärte er:

Je mehr Zeit Kinder mit Computerspielen verbringen und je brutaler die Inhalte sind, desto schlechter sind die Schulnoten. Dies betrifft vor allem Jungen, weil sie doppelt bis dreimal so viel spielen und brutalere Inhalte bevorzugen.

und das Online-Magazin Telepolis schreibt nachdem sie diese Aussage zitieren:

Die ungeklärte Frage ist, ob die Verbindung zwischen Medienausstattung, Medienkonsum, Gewaltdarstellungen und Schulleistung direkt gekoppelt. Vermutlich dürfte der längere Medienkonsum stärker für das Absinken der Schulleistungen verantwortlich sein als die Gewaltdarstellungen.

Und nun?!? Da gibt es eine Studie, die herausgefunden hat, dass Medienkonsum und Schulnoten miteinander zusammenhängen. Und das für das jeweilige Alter ungeeignete Medien (Computerspiele, Filme) bei schlechteren Schulnoten verstärkt auftreten. Aber wurde mit der Studie ein ursächlicher Zusammenhang bewiesen? Eben nicht.

Und wann und in welcher Studie wurde ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Computerspielen und Amokläufen untersucht?

Bislang habe ich nur gehört, dass der 18jährige ein Ex-Schüler der Realschule in Emsdetten ist. Und dass er in einem Baumarkt gearbeitet hat. Von einem Ausbildungsplatz habe ich nichts gehört. Aber sicherlich bietet ein Aushilfsjob in einem Baumarkt auch eine ausreichende Lebensperspektive für einen 18jährigen. Aber dies wird sicherlich keiner der wichtigen Faktoren gewesen sein …

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