Screenshots & Datenschutz: vertrauliche Informationen in Bildschirmfotos
In vielen Foren oder Communities können Benutzer Bilder hochladen. So auch Screenshots — sei es um ein Computerproblem durch ein Abbild des Bildschirms zu beschreiben oder einfach nur, um die virtuelle Umgebung ihres Desktops, ihrer Arbeitsumgebung anderen zu zeigen. Doch diese Screenshots, Hardcopys oder Bildschirmfotos geben oft vertrauliche Informationen weiter. An einem Beispiel seien hier einmal die Probleme des Datenschutzes verbildlicht. Mit einem Screenshot eines meiner Desktops.
Ein ganz normaler Screenshot
So oder ähnlich sehen die meisten veröffentlichten Screenshots aus. Es sticht besonders das Hintergrundbild hervor, bei mir ist es ein simples Hintergrundbild des XFCE-Desktops. Hier sieht man oftmals die berühmte grüne Wiese von Windows XP oder ein weiteres, mehr oder weniger individuelles Hintergrundbild. Bei pubertierenden Jünglingen sind Fotos von Playboy-Schönheiten nicht unüblich.
Oft sieht man mehr oder weniger prominent mittig platziert auch das fehlerhafte Programm, wenn deshalb das Bildschirmfoto gepostet wurde. Zum Ausspähen von Informationen werden aber andere Bereiche ins Auge gefasst.
Eher ungewollte Informationen tauchen am Rand auf
Auf diesem Screenshot habe ich die Bereiche hervorgehoben, in denen oftmals ungewollt Daten preisgegeben werden. Schaut man nicht nur das vermeintliche Objekt im Vordergrund (hier das XFCE-Bild), lassen sich relativ schnell weitere Informationen finden. Die Preisgabe dieser Daten ist den meisten Bildschirmfoto-in-Foren-Veröffentlichern gar nicht bewusst.
Ordner & Programmsymbole offenbaren Inhalte und Programme
Auf dem Desktop werden von vielen Anwendern Daten gespeichert, die sie häufig benutzen oder sich gerade aus dem Internet heruntergeladen haben. Besonders unter MS Windows sieht man hier oft eine Vielzahl unterschiedlicher Programme, die eine Verknüpfung auf dem Desktop anlegen. Und damit bei einem Screenshot mehr oder weniger rufen He, ich bin installiert!
So sieht man auf solchen Bildschirmaufnahmen das MS Word, Photoshop etc. Programme, die sich wohl die wenigsten Privatleute kaufen würden. Soll das wirklich jeder sehen?!
Auch gerade heruntergeladene Daten und Programme sieht man oft. Wenn dann ein Name sogar Photoshop Keygen lautet, schaufelt sich der Hardcopy-Einsteller gerade sein eigenes Grab. Auch eindeutig pornographische Dateinamen sind sicherlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, während eine Datei namens „kontodaten.txt“ sicherlich auch Begehrlichkeiten bei zwielichtigen Zeitgenossen wecken wird.
Im sog. Systray zeigt ein Screenshot die laufenden Programme auf dem Rechner
Ähnlich mitteilsam sind Screenshots, die auch den Systray enthalten. Im Bereich neben der Uhr finden sich oftmals Symbole, der im Hintergrund laufenden Programme. Ein potentieller Angreifer könnte sich auf mögliche Virenscanner etc. einstellen. ICQ-, MSN- oder Yahoo!-Messenger-Symbol zeigen den bevorzugten Instant Messenger und und … Warum soll jeder im Internet Zugang zu solchen Informationen haben?!
Screenshots der Quicklaunch-Buttons — oder womit arbeitet der eigentlich häufig?
Während der Menü-Button (gelb hinterlegt) noch relativ uninteressant ist und nur ein meist eindeutiges Kennzeichen für das verwendete Betriebssystem ist, sind die Programm-Buttons der Quicklaunchbar interessanter. Hier werden mal ganz übersichtlich die häufig verwendeten Programme vorgestellt. Einheitliche Symbole über Betriebssystemgrenzen hinweg zeigen bei mir bspw. Firefox, Thunderbird, GIMP usw.
Neben den Programmvorlieben zeigt eine sortierte Leiste auch die Arbeitsbereiche des Screenshot-Einstellers. Nach meinen hier gezeigten Programmen wird wohl niemand auf die Idee kommen, dass ich mich mit Audiobearbeitung beschäftige.
Ans Eingemachte — die Titel laufender Programme
Sehr spannend sind die Titel der laufenden Programme in der Taskleiste. Neben dem Programmsymbol sieht man oft auch den Titel der angezeigten Datei bzw. des gerade erarbeiteten Dokumentes. So zeigt Thunderbird hier den relativ uninteressanten Ordnernamen „Local Folders“. Hat man aber gerade den Posteingang einer E-Mailadresse offen, wird diese angezeigt. Und ein Browser wie Firefox zeigt auf dem Bildschirmfoto den Titel der geöffneten Webseite. In eine Suchmaschine eingetippt, zeigt sich schnell, wofür sich jemand interessiert.
Warum gibt man in Bildschirmfotos freiwillig solche Informationen preis?
Macht man mit der Druck-Taste einen Screenshot, sollte man diesen nicht so veröffentlichen. Das Bildschirmfoto kann man in einem Bildbearbeitungsprogramm (Paint reicht schon aus für die Windows-Nutzer) öffnen und nur den relevanten Teil ausschneiden.
Screenshot, Bildschirmfoto, Hardcopy oder wie man es auch immer nennen mag — Screenshots können sehr schnell ein Datenschutzproblem werden, das man selbst verursacht hat.
Gut verständlich und leicht nachvollziehbar erklärt.
Die verwendeten Screenshots, Ausschnitte samt Hervorhebungen verdeutlichen hervorragend, wovon Du gerade sprichst.
Bei diesem Thema erscheint mir die Verwendung von Screenshots nicht nur thematisch passend, sondern vor allem auch Adressaten gerecht, denn viele werden nicht wissen, was mit „Taskleiste“, „Systray“ und „Quicklauncher“ gemeint ist.
Du verdeutlichst damit also zugleich, wo die Gefahren des sorglosen Umgangs mit Screenshots lauern und wie man sie sinnvoll einsetzen kann.
Klasse!
Wobei das Problem der ungewollten Informationspreisgabe meiner Erfahrung nach auch gerade vermeintlichen Experten unterläuft …
Großartig!
Du schaffst es immer wieder, kleine Alltäglichkeiten zu analysieren und Probleme sowie Lösungen verständlich zu transportieren.
Vielleicht solltest du mal alles zusammenschreiben und gebündelt veröffentlichen…
Glückwunsch zum gelungenen XFCE Betrieb.
@HerrKatze: ein Buch über Screenshots, mit schwarz-weiß-verfärbten Holzstapeln und dem Lycos iQ Geschäftsmodell wird wohl nicht unbedingt ein Bestseller 😉
@Lenakind: Danke, das Aufwendigste war allerdings das Heraussuchen der Icons für die Quicklauncher. Ubuntu macht einem die Installation einer anderen GUI ja sehr leicht.
Naja, Schotts Sammelsurium ist auch ein Bestseller 😉
Du musst halt nur ein passendes Oberthema finden, etwa „37 Dinge, über die Sie nie nachgedacht haben, obwohl sie es hätten tun sollen…“
Nr. 1 – Bei Gegenlicht photographiert man mit Blitz…
Das ist so, weil […]
Nr. 2 – […]
etc…
Ich fänds super 😀
Spannende Idee. Mal schauen, was man da machen kann …