Darf jedes Blog politisch sein?

Eigentlich ist die Frage, ob jedes Blog politisch sein darf, relativ idiotisch. Deshalb lautet die Frage beim Webmaster Friday auch anders: Wie politisch kann/darf/sollte ein Blog sein?
Beim Webmaster Friday werden wöchentlich Themen vorgegeben und die teilnehmenden Blogs dann auf der dortigen Seite veröffentlicht. Bei der Themenauswahl darf man natürlich auch mitmachen.

Verkehrsschild: Vorsicht Unfallgefahr (Symbolfoto)
Zusammenstoss

Politik?!

Politik gehört oftmals zu den Themen, die man nicht unbedingt immer und überall ansprechen sollte. In einem alten Knigge las ich, wenn mein Gedächtnis mich nicht täuscht, dass auf Politik und Religion doch bitte zu verzichten sei. Wenn man die Gäste nach dem Abendessen auf einen Umtrunk in den Salon führt, sei die Literatur doch ein besseres Thema.

Mein Blog ist frei! Deines auch?

Vielleicht sollte man sich vor der Beantwortung dieser Frage über das grundlegende inhaltliche Konzept und die Ausrichtung des Blogs klar werden. Ich erlaubte mir vor einiger Zeit auf dieser Seite eine selbstgeschriebene Kurzgeschichte zu veröffentlichen. Aber ich bin auch so frei meine Themen so zu auszuwählen, wie es mir gefällt. Und der Großteil meiner letzten Beiträge sind zu den Themen Ubuntu und WordPress. Und mein Blog daher
als konzeptlos zu bezeichnen, ist durchaus treffend.

Et tu, Brute?

Gilt diese Freiheit auch für andere Blogs? Das hochoffizielle Firmenblog des DAX-notierten Unternehmens wird sich wohl hüten, große politische Reden zu schwingen. Steht doch die Repräsentation der Firma im Vordergrund. Und möchte man Käuferschichten einer bestimmten politischen Richtung verschrecken? Wohl nicht, dürfte die Entscheidung in der Mehrzahl der Fälle sein. Insbesondere wenn die Verantwortlichen der politischen Artikel noch den ein oder anderen Chef über sich haben.

Doch dass der Begriff Blog und erst recht Blogosphäre relativ zwang- und definitionslos verwendet wird, schrieb ich vor fast exakt drei Jahren schon. So dürfte die Zielstellung eines Unternehmensblogs und die eines privaten Blogs deutlich differenziert sein. Zwischen Repräsentation und Meinungsäußerung, Kritik und Produktvorstellung, Werbebannern und hilfreichen Tipps dürfte die Palette der Blogs recht farbenfroh sein.

Dein Blog, dein Leser, seine Erwartung und du

Hat man als Schreiber vordergründig die Wahl unabhängig von Social-Media-Guidelines der PR-Abteilung zu schreiben, dann hat man sie dennoch nicht. Denn was nützt ein politischer Beitrag auf einem Webdesign-Blog, wenn die Leserin auf der Suche nach den neuesten Trends in der Typographie ist?
Mit einer bestimmten Vorstellung, einer Erwartung an das kommende Thema abonniere ich den RSS-Feed eines Blogs. Gelingt es manchmal politische Themen mit den Hauptthemen des Blogs zu verknüpfen, dann ist ein Anfang gemacht. Aber ist dies immer eine kompetente Auseinandersetzung mit der Thematik? Oder nur ein wollte ich mal gesagt haben? Ist das Thema vielleicht auf einem dezidiert politischen Blog nicht vielleicht besser aufgehoben? Gibt es dort mehr Hintergrundwissen und mehr Leser, die sich mit eben diesem Thema auseinandersetzen wollen?

Aber bitte mit … Sahne

Soll es schon eine politische Meinungsäußerung sein, dann aber bitte eine durchdachte und begründete Meinung. Oder doch zumindest ein Link auf weiterführende Informationen, denn dafür sind Links ja nun da. Täuschen sollte man sich aber nicht: Politische Themen können durchaus Leser vergraulen. Oder den zukünftigen Chef vor den Kopf stoßen.

Positiv gesehen können politische Themen in einem ansonsten unpolitischen Blog aber auch eine engere Verbindung zu den Lesern schaffen. Wobei man auch hier etwas Vorsicht walten lassen sollte. Klingt die politische Meinung nur nach einem Heulen mit den Wölfen kann man es sich durchaus mit seiner Leserschaft verscherzen.

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