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Lesetipp: Kiffen im Jugendalter schädigt Gehirn und beeinflusst Verhalten

Aus der Beschreibung:
Für das nicht ausgereifte Gehirn von Heranwachsenden ist der Konsum von Cannabis gefährlich. Mittels MRT ist es Forschern gelungen, den Nachweis für bleibende negative Effekte zu erbringen Im Gras-Rausch: Die Aufmerksamkeit wird reduziert, die Impulsivität erhöht.

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Husten? Oder wollen sie nur einen billigen Rausch?

So wirklich hatte ich von diesem neuen Drogen-Trend noch nicht gehört. Hustensaft mit dem Wirkstoff Dextromethorphan (DXM) soll laut dem NDR eine neue, billige Droge sein. Und zwar anscheinend von Jugendlichen bevorzugt — verständlicherweise denn Hustensaft ist legal zu erwerben, einfach zu erwerben (jeder weiß doch, wo in seiner Nähe eine Apotheke ist) und anscheinend auch noch relativ billig. Nicht ganz unwichtig dürfte ebenfalls sein, dass Hustensaft ein zugelassenes Medikament ist. Also vielleicht als scheinbar ungefährliche Droge wahrgenommen wird. Scheinbar — Horrortrips, Panikattacken, Herzrasen, komatösen Zuständen, Krampfanfällen, Krankenhausaufenthalten und Nahtod-Erfahrungen sind nach dem NDR-Bericht auch nicht gerade unüblich.

In den USA ist dieser Medikamentenmissbrauch schon unter dem Namen Robotripping bekannt und es gibt dort schon Studien zu der Thematik: Of all CPCS dextromethorphan abuse cases, 74.5% were aged 9 to 17 years;. Der Spiegel berichtete Ende letzten Jahres ausführlicher.

Cannabis Facts

Nachdem letztlich der neue Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung erschienen ist, bin ich durch eine Antwort bei Lycos iQ auf den Jahresbericht 2006 der EU‑Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht gestoßen.

Der Bericht ist in mehreren Sprachen, darunter deutsch, veröffentlicht. Die nachfolgenden Zitate entstammen dem Kapitel über Cannabis, wobei ich Literaturangaben und Anmerkungen zur besseren Lesbarkeit herausgekürzt habe. Die Textstellen sind nicht extra gekennzeichnet, nur Auslassungen habe ich gekennzeichnet (Ja, dies ist wirklich keine wissenschaftliche Veröffentlichung).

Wer kifft?

Cannabis ist in Europa die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. […] Schätzungsweise haben in Europa etwa 65 Millionen Erwachsene, das entspricht ungefähr 20 % der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren, zumindest einmal Cannabis probiert. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass der größte Teil dieser Menschen die Substanz gegenwärtig nicht konsumiert. […]
Der Konsum während der letzten 12 Monate ist deutlich niedriger als die Lebenszeiterfahrung. Schätzungsweise haben etwa 22,5 Millionen erwachsene Europäer in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert, das entspricht etwa 7 % der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren.

In der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren ist die Prävalenz des Cannabiskonsums sogar noch höher. […] wobei bei Männern höhere Raten verzeichnet wurden als bei Frauen.

Cannabiskonsum findet eher gelegentlich statt oder wird nach einiger Zeit wieder eingestellt. Im Durchschnitt haben 33 % aller Europäer, die mindestens einmal im Leben Cannabis probiert haben, Cannabis auch während der vergangenen 12 Monate konsumiert, während nur 16 % die Droge in den letzten 30 Tagen eingenommen haben.

Jeder fünfte hat also schon einmal. Aber oft ist es anscheinend eher ein Testen / Erfahrungen machen, als ein längerfristiger, regelmäßiger Konsum wie bei anderen Volksdrogen. Und Kiffer sind außerdem größtenteils junge Männer.

Oder bald vielleicht doch eine neue Volksdroge?

Obwohl Cannabis vor allem von jungen Menschen konsumiert wird, gibt es den Angaben aus Spanien und dem Vereinigten Königreich zufolge Hinweise darauf, dass der Konsum der Droge zuweilen bis in das 4. und 5. Lebensjahrzehnt fortgesetzt wird. Dies könnte eine wichtige langfristige Veränderung in den Mustern des Cannabiskonsums darstellen, die weiterhin aufmerksam beobachtet werden muss.

Eine illegale Volksdroge der Zukunft? Das wäre ja wirklich spannend. Zumal die Diskussionen über den Nichtraucherschutz das Rauchen ja immer weiter ins private Heim drängen. Wird dann statt der Zigarette am Joint gezogen werden? Wenn schon nicht öffentlich geraucht werden darf, soll es dann wenigstens richtig "knallen"?!

Schätzungen der EBDD zufolge leben in der EU etwa 3 Millionen Menschen, die intensiv Cannabis konsumieren (definiert als täglicher oder fast täglicher Konsum). Zwar ist nicht bekannt, wie viele dieser Konsumenten einer Behandlung bedürfen, im Verhältnis zu dieser Zahl ist jedoch die Zahl der Behandlungsnachfragen im Zusammenhang mit Cannabisproblemen klein.

Auch dieses Zitat spricht für eine neue, kommende Volksdroge. Die sich langsam über die heutige Noch-Jugend verbreite könnte.

Künftige Aufgaben der Drogenhilfe

Bei den im Jahr 2004 etwa 380 000 insgesamt gemeldeten Behandlungsnachfragen (hierzu sind Daten aus 19 Ländern verfügbar) wird Cannabis in rund 15 % der Fälle als Hauptgrund für die Überweisung in die Therapie genannt. Damit steht Cannabis nach Heroin an zweiter Stelle der am häufigsten konsumierten Drogen.

Bei Teenagern, die eine spezialisierte Drogenbehandlung in Anspruch nehmen, ist der Anteil der Patienten mit Cannabisproblemen größer als in anderen Altersgruppen: Bei den unter 15-Jährigen wird in 75 % der Behandlungsnachfragen, bei den 15- bis 19-Jährigen in 63 % der Fälle Cannabis angegeben .

Die meisten Patienten geben an, in sehr jungem Alter erstmals Cannabis konsumiert zu haben, wobei 36,8 % jünger als 15 Jahre waren, als sie die Droge zum ersten Mal konsumiert haben. Fast keiner der Patienten, die eine Behandlung beantragen, gibt an, im Alter von über 29 Jahren erstmals Cannabis konsumiert zu haben.

Für die Drogenhilfe wird Cannabis aber immer wichtiger. Vielleicht nicht mehr nur als die alte "Einstiegsdroge" aber als Hauptbehandlungsgrund. Und diese Hilfe wird sich zunehmend auf Jugendliche konzentrieren müssen.

Allgemeine Drogenprävention

Erfolgreiche universale Präventionsprogramme können den Einstieg junger Menschen in den Konsum von Substanzen wie Tabak, Alkohol und Cannabis verzögern oder verringern. Dies ist umso wichtiger, als erwiesenermaßen bei Konsumenten, die in jungen Jahren (in der frühen und mittleren Adoleszenz) erstmals Drogen einnehmen, ein wesentlich größeres Risiko besteht, Drogenprobleme und eine Drogensucht zu entwickeln. Für das Bemühen, den Erstkonsum von Cannabis zu verhindern oder zu verzögern, spricht ferner die Tatsache, dass Heranwachsende anfälliger für die toxische Wirkung von Cannabis sind.

Die Profile junger Cannabiskonsumenten unterscheiden sich zumindest in den Anfangsstadien des Konsums nicht von denen junger Alkohol- oder Tabakkonsumenten. Dies stützt die Idee, dass eine universale Prävention für Jugendliche nicht alleine auf Cannabis, sondern auch auf den Alkohol- und Tabakkonsum abzielen sollte.

Reicht man ihnen den kleinen Finger, sind sie schon zufrieden … Mit anderen Worten: Wenn man sich nur etwas um seine Jugendlichen kümmert, werden auch Drogenprobleme unwahrscheinlich. Könnte anders formuliert auch in einem chinesischen Glückskeks stehen.

Chillum oder Telefonnummer

Das Geschlecht spielt eine wichtige Rolle in der Cannabisprävention […]. Bei Jungen besteht ein höheres Risiko der Entwicklung eines intensiveren Konsums. Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass Mädchen empfänglicher für elterliche Missbilligung und bei der Wahl ihres Freundeskreises vorsichtiger sind. Da die traditionelle Rollenverteilung von Männern und Frauen in modernen Gesellschaften im Wandel begriffen ist, wird dies jedoch nicht so bleiben. In mehreren europäischen Ländern wird in Projekten zur Prävention des Cannabis- und Alkoholkonsums (Bagmaendene in Dänemark, Beer-Group in Deutschland und Risflecting in Österreich) versucht, die mangelnden Kommunikationsfähigkeiten von Jungen zu verbessern. Bekanntermaßen liegt eine Ursache für den intensiven Alkohol- und Cannabiskonsum unter Jungen darin, dass sie Schwierigkeiten haben, sich Mädchen zu nähern. Darum bieten diese Projekte Übungen an, bei denen die Jungen lernen können, zu flirten.

Ey, Bunny, dass kann ich jetzt echt nicht nachchecken …

Prävention: Schon gewusst?

Bei einer kürzlich durchgeführten Meta-Analyse von Präventionsprogrammen für gefährdete Jugendliche (Roe und Becker, 2005) wurde festgestellt, dass informationsbasierte Konzepte sowohl in der universalen als auch in der selektiven Prävention kaum oder gar keine Auswirkungen auf das Konsumverhalten oder die Haltung gegenüber dem Drogenkonsum haben.

Mittlerweile weiß halt jeder Konsument, was ihn erwartet. Aufklärung über schädliche Folgen des Drogenkonsums nützt also nicht. Aber deckt sich denn diese Erkenntnis mit den Erfahrungen mit den berüchtigten Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln? Meiner persönlichen Erfahrungen nach sind diese Warnhinweise für Abhängige wirkungslos. Aber auch für diejenigen, die nur einmal testen wollen?

Drogen- und Suchtbericht erschienen

Die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing hat den Drogen- und Suchtbericht 2007 vorgestellt. Den Bericht kann man von den Seiten des Bundesministeriums für Gesundheit herunterladen.

Kurze Zusammenfassung: „Saufen bis der Arzt kommt“ und „Rauchen, aber nicht normalen Tabak bitte schön“

Ausführlichere Berichte gibt es bei Spiegel Online und der Tagesschau.

Interessant in diesem Zusammenhang auch das Interview mit dem Psychiater Dr. Schütz, der über das Suchtpotenzial von Cannabis spricht. Und nebenbei erzählt, dass das Durchschnittsalter des ersten AlkoholKonsums […] in Deutschland zuletzt bei zirka 12,8 Jahren, das des ersten Alkoholrausches bei etwa 13,8 Jahren [liegt].